FLORA & FAUNA
Flora
Vorwiegend naturnahe Auenwälder, Hochstaudenfluren und Mähwiesen. Als Besonderheit ist eine Märzenbecherwiese und ein größeres Vorkommen der Orchidee des Breitblättrigen Knabenkrautes zu erwähnen.
Die windblütige akeleiblättrige Wiesenraute ist mit wenigen Exemplaren vertreten. Im Frühjahr sieht man die Rote und Weiße Pestwurz, sowie größere Flächen Buschwindröschen. Scharbockskraut und Waldgoldstern unterstreichen einen ausgeprägten Frühjahrsaspekt.
Der Riesen-Bärenklau, Japanischer Knöterich und das Drüsige Springkraut sind einge-schleppte Pflanzen (Neophyten). Diese sehr üppigen Stauden verdrängen einheimische geschützte Pflanzen. - Ein Grund, weshalb das LSG einer regelmäßigen Pflege bedarf.
Bekannt ist der Sonnenhut (Rudbeckia lacinata) als sogenannte „Rödertalblume“. Auch diese Pflanze wurde hier erst 1820 eingebürgert und stammt ursprünglich aus Nordamerika. Sie gehört deshalb ebenfalls zu den Neophyten.
1767 begann der damalige Schloßmüller Senf Bäume auf dem ihm gehörigen Schloßberg anzupflanzen. Noch um 1900 präsentierte sich das Hüttertal fast baumlos (Schafweiden). Wenige Eichen stammen aus der Zeit davor. Besonders am Weg aus dem Hüttertal hoch zum Felixturm findet man ein stattliches Exemplar.
Platanen, Robinien und Rhododendron zwischen Hüttermühle und Hundestallbrücke wurden etwa ab 1905 angepflanzt, weil aus dem Hüttertal ein Volkspark werden sollte.
Fauna
Es sind vertreten: Fuchs, Feldhase, Eichhörnchen, Reh, Dachs, Fischotter, Fledermäuse, verschiedene Mausarten und das Mauswiesel, nahe am Wasser Kröten- und einige Froscharten, Falter, Schmetterlinge, Libellen und Wasserläufer.
Auf Grund der vielfältigen Vogelwelt (Avifauna) mit über 60 Arten ist das Landschafts-schutzgebiet Hüttertal zugleich zum Vogelschutzgebiet erklärt worden. Zu den größeren Vögeln gehört der Graureiher und der Storch (Storchenhorst Wallroda), der Kolkrabe ist öfters zu hören, der rote Milan und der Bussard kreisen über den benachbarten Feldern. Als typische Waldvögel sind Grün- und Buntspecht, Finken und Kleiber vertreten. Am zahlreichsten kommen Amseln, Meisen-, Grasmücken- und Laubsängerarten vor. Im Unterholz und in Ufernähe huscht sehr schnell der Zaunkönig ins Versteck. Von den kleinen exotischen Vögeln ist der Eisvogel zu nennen. Die Wasseramsel ist in der benachbarten Schwarzen Röder heimisch und wurde schon als Besucher in der Großen Röder im Hüttertal gesichtet.
Hin und wieder finden sich Hornissennester nahe am Wanderweg und manchmal auch in einem Vogelnistkasten. Mit etwas Glück kann man unter den Käferarten den Nashornkäfer beobachten.
Aktuelle Biologie
Zu den Frühlingsblühern im Hüttertal gehören nicht nur Schneeglöckchen, Märzenbecher und Buschwindröschen sondern auch die rote und weiße Pestwurz. Jedes Jahr schieben auffällig frühzeitig, gleich nach der Schneeschmelze, meist schon imJanuar, die ersten Blütenstände der weißen Pestwurz (Petasites albus) aus dem feuchten Waldboden hervor. Die rote Pestwurz (Petasites hybridus) folgt mit zwei bis drei Wochen Verspätung. Die allgemeine voll entfaltete Blütezeit ist von März bis April angegeben.
Eine Heilpflanze; - im Mittelalter glaubte man damit die Pest behandeln zu können.
Die weiße Pestwurz ist mit mehr als einhundert Exemplaren im Hüttertal vertreten, während die rote Pestwurz nur mit ca. vierzig Exemplaren zu verzeichnen ist.
------------------------------------------------- Text und Fotos Herbert Müller ----------------------------------------------
Das Hüttertal - die „Schule im Grünen“
Seit Generationen nutzten die Schulen der Umgebung das Hüttertal mit seinen Eigenheiten von Mikroklima, Fauna, Flora, Geologie und Landschaft für den Unterricht. Eine Schule unter freiem Himmel wurde von den Kindern gern angenommen. So ist es nicht verwunderlich, dass in früheren Vereinen und bis heute Lehrer als ehrenamtliche Mitglieder im Hüttertal-Verein tätig sind. Bewusstes Erleben der Natur von Kindheit an erhöht das Verständnis und den vernünftigen Umgang mit unserer Umwelt. Unbestritten ist auch der Erholungswert bei Bewegung und Sport in der freien Natur.
Der Förderverein Hüttertal Radeberg e.V. unterstützt diese Tradition mit der Errichtung des Klassenzimmers im Grünen und dem 2009 gemeinsam mit der Volkssolidarität einge-richteten Waldhort.
Auf dem Foto sieht man außer dem Lehrer und der Schulklasse der Geburtenjahrgänge 1922/23 aus Wallroda auch die von Vater und Sohn Muschter gebauten Modellhäuser, welche manchem älteren Radeberger noch bekannt sind.
Für das Foto bedanke ich mich bei dem ehemaligen Lehrer und heutigem Ehrenmitglied des Fördervereins Max Seurig. Auf dem Foto noch als Schuljunge hat er am 12.01.2011 das beachtliche Alter von 89 Jahren erreicht. Wir gratulieren ihm dazu herzlich und wünschen ihm weiterhin Gesundheit.
In der Broschüre „Geheimnisvolles Hüttertal“ hat er einen kleinen Teil seiner Jugend-erinnerungen im Hüttertal festgehalten.
-------------------------------------------------------- ein Artikel von Herbert Müller ---------------------------------------------------
Harzung
ist eine Methode, wie man von Bäumen das Harz gewann.
Hierzu wurde die Baumrinde bis auf das Stammholz um ca. 40° schräg eingeritzt. In den so entstandenen Rillen tropfte das Baumharz langsam nach unten, wo es in einem Gefäß gesammelt wurde. Man benutzte von den Nadelgehölzen vornehmlich Fichten und Kiefern. An jungen Bäumen wurden diese Rillen nur einseitig ausgeführt, wodurch der Baum weiter wachsen konnte. Erst kurz vor dem Schlag wurde manchmal sogar auf allen vier Seiten geharzt.
Aus dem Baumharz gewann man Kolophonium und Terpentin.
Von der Antike bis ins Mittelalter benutzte man das Harz als Wagenschmiere.
Mit der Postkutsche Reisende mussten an den Haltestationen ein so genanntes „Schmiergeld“ zahlen. Die Hauptabnehmer für Kolophonium waren später die Papier-, die Brauerei-, die Lack- und die Munitionsindustrie, die Seifen-, sowie weitere chemisch-technische Industrien und die Elektroindustrie. Das Terpentinöl wurde besonders in der synthetischen Kautschukindustrie, bei der Lackfabrikation und in der Schuhcremeerzeugung verwendet.
Die Harzgewinnung wurde aufgrund von billigeren synthetischen Ersatzstoffen zwischen 1989 und 1990 eingestellt. Bis 1989 war Ostdeutschland der welt-größte Produzent von Baumharz.
Mit der Wende 1989 starb der harte, aber recht gut bezahlte Beruf des Harzers aus und in absehbarer Zeit werden die letzten Reliquien ihrer Arbeit, die Kiefernbestände mit verharzten federartigen Rissflächen (Lachten) aus unseren Wäldern verschwunden sein.
Um den heutigen jungen Menschen dieses alte Handwerk in Erinnerung zu bringen hat der Hüttertal-Verein im „Klassenzimmer im Grünen“ am Teich der Hüttermühle neben dem Insektenhotel einen solchen Harzbaum als Schauobjekt errichtet.
Herbert Müller
Harzung
ist eine Methode, wie man von Bäumen das Harz gewann.
Hierzu wurde die Baumrinde bis auf das Stammholz um 45° schräg eingeritzt.
In den so entstandenen Rillen tropfte das Baumharz langsam
nach unten, wo es in einem Gefäß gesammelt wurde.
Man benutzte von den Nadelgehölzen vornehmlich Fichten und Kiefern.
An jungen Bäumen wurden diese Rillen nur einseitig ausgeführt,
wodurch der Baum weiter wachsen konnte.
Aus dem Baumharz gewann man Kolophonium und Terpentin.
Von der Antike bis ins Mittelalter benutzte man das Harz als Wagenschmiere.
Die Hauptabnehmer waren später die Papier-, die Brauerei-, die Lack-
und die Munitionsindustrie, die Seifen-, sowie weitere chemisch-technische Industrien und die Elektroindustrie.
Bis 1989 war Ostdeutschland der weltgrößte Produzent von Baumharz.
Pilze im Hüttertal - Artenerfassung
Das Hüttertal wurde 1954 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Gleichzeitig erhielt es den Status als Vogelschutzgebiet. Es wurden ca. 80 Vogelarten erfasst, hierunter der Grünspecht, Zaunkönig und auch der Eisvogel. Die Wasseramsel hat ihren Brutplatz im Tal der Schwarzen Röder, wurde als Besucher auch im Hüttertal gesehen und ist wahrscheinlich sesshaft geworden. Auch ein durchziehender Biber hat seine typischen Fraßspuren hinterlassen.
Eine frühere Erfassung von Fauna und Flora müsste aktualisiert werden.
Das Tal dient den Radebergern und Wallrodaern als Naherholungsgebiet. Die Nutzung ist den Regeln für Landschaftsschutzgebiete entsprechend eingeschränkt, worauf die Besucher auf den drei Begrüßungstafeln an den Zugängen zum Hüttertal hingewiesen werden.
Auf Einladung vom Förderverein Hüttertal Radeberg e.V. hielt im vorigen Jahr der bekannte Pilzberater Eckart Klett aus Liegau-Augustusbad eine öffentliche Pilzberatung, welche sehr positiv von den Gästen aufgenommen wurde. Seine Devise: kein Vortrag ohne Anschauungsmaterial. So zeigte er der Jahreszeit entsprechend kurz zuvor gesammelte Pilze, aber auch 40 eigens für solche Vorträge angefertigte Nachbildungen. Das gab den Anlass, Eckart Klett für die Pilzartenerfassung im Hüttertal zu gewinnen.
Diese Maßnahme wurde im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Bautzen, Frau Dr. Peters, abgestimmt, sodass der Fachmann die Genehmigung zum Betreten des Schutzgebietes und Entnehmen von Pilzen erhielt.
Das „Pilzjahr“ 2015 verlief klimatisch nicht im „normalen“ Bereich für das Gedeihen von Pilzen. Lange anhaltende Trockenheit ließ zunächst keine Pilze wachsen. Erst nach den ersten Gewittern kam es Ende August zu einer deutlichen Verbesserung. Eine gründliche Pilzartenerfassung muss deshalb auch im kommenden Jahr weitergeführt werden.
Hier die Bilanz 2015 von Eckart Klett:
„Auffällig sind die angrenzenden Wiesen und Weiden des Hüttertales. Hier konnte ich wieder die „altbekannten“ Pilze, wie Champignon, Riesenschirmpilze, Raslinge und Riesenbovist finden. Einen der erfolgreichsten Funde konnte ich südlich des Hüttertales machen, 21 Riesenboviste. Dies entspricht etwa einer vollen Schubkarre.
Durch die Anpflanzung von neuen Bäumen, bei denen Rindenmulch und Holzreste Verwendung finden, werden vor allem Riesenträuschlinge eingeschleppt, die sonst nicht hier her gehören würden.
Weiterhin war überraschend, dass die Wachstumsphase sehr weit in den Herbst hinein ging. So fand ich nach dem Einsatz zur Reinigung des Hüttertales am 21. 11.2015 zwischen der Zufahrtsstraße zur Hüttermühle am Hang, ca. 400 Meter in östlicher Richtung, folgende Pilze: Austernseidling, Violetter Rötelritterling, Nebelkappe, Schüppling, Hallimasch, Grünblättriger Schwefelkopf, Riesenschirmpilze, Weidentintlinge, Glimmertintlinge, Judasohr - also 10 verschiedene Arten innerhalb einer Stunde.
Die dem Hüttertal-Verein jetzt vorliegende Liste enthält 78 Pilzarten. Mit der Weiterführung der Erfassung im kommenden Jahr ist vielleicht auch unter anderen klimatischen Verhältnissen mit einem Zuwachs zu rechnen.
Herbert Müller
Stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins
Früher Weinanbau und Fischerei in Radeberg
Es wird dem Bischof von Meißen zugeschrieben, dass er persönlich im Jahre 1006 einen Weinstock pflanzte. Von Meißen aus wurde auch die Christianisierung der rechtselbischen Gebiete bis in die Oberlausitz vorangetrieben. Bischof Benno soll dazu zu Fuß über Land gewandert sein (Bischofsweg, Mönchspfade, Bischofswerda, Göda 1006, Bautzen Ortenburg 1002). Die alten stilisierten Wegezeichen z.B. in der Dresdner Heide stammen aus dieser noch schriftlosen Zeit.
Bereits zuvor hatte Kaiser Otto II. seiner Gemahlin, der byzantischen Prinzessin Theophanu einen Weinberg in den Lößnitzhängen geschenkt.
Es wird sogar vermutet, dass schon die slawischen Siedler im 10. Jhd. in den Lößnitzhängen Weinanbau betrieben. Archäologisch ist eine slawische Siedlung im Bereich Radebeul / Serkowitz seit dem 6. Jhd. nachgewiesen. Die Slawen lebten vornehmlich vom Fischfang, weshalb sie hauptsächlich an Gewässern siedelten.
Im Jahre 1219 wird der Meißner Domherr Werner zur Verwaltung der Region nach Radeberg geschickt, wonach er in der Geschichtsschreibung als „Werner von Radeberg“ genannt wird.
Hat er auch von Meißen den Weinanbau in unsere Region mitgebracht? Mit der Christianisierung verbunden war auch die Verwendung von Messwein. Diesen hat man wohl nicht mehr nur von Meißeauch die Verwendung von Messwein. n her transportiert sondern auch lokal produziert.
Die exponiert von der Südsonne beschienen Hänge im Hüttertal am rechten Ufer der Großen Röder zwischen dem Schlossberg, der Felsklippe Tote Frau und gegenüber der Hüttermühle zeigen einen terrassenartigen Aufbau. Ein früher Weinanbau ist deshalb nicht auszuschließen.
Konkret schriftlich lesen wir dann 1233 dass Thimo von Radeberg (erstes Wappen in der Radeberger Stadtgeschichte) und sein jüngerer Bruder Arnolf haben auf dem Landtag auf dem Colmberg bei Oschatz einen Weinberg, „Rodewannesberch“ genannt, aufgelassen. Markgraf Heinrich überträgt diesen Weinberg dem Kloster zum Heiligen Kreuz bei Meißen.
Auch am Keulenberg (früher „montis Radebize“) Gräfenhain / Höckendorf / Oberlichtenau soll sich ein frühes Kloster befunden haben. Ein früher Weinanbau ist hier ebenfalls denkbar. 1593 trägt eine Karte den Vermerk „Feldt drofen“.
Mit dem Weinanbau verbunden war üblicherweise auch der Anbau von Esskastanien (Maronen). Man benutze diese seit der Römerzeit, um nach Weingenuss den übersäuerten Magen zu neutralisieren. Man kannte damals die Kartoffeln noch nicht. Der Weinanbau wurde vermutlich von den neu errichteten Klöstern vorangetrieben.
Mit Werner von Radeberg setzt sehr zaghaft die geschichtliche Überlieferung ab 1219 über unsere Region und die slawischen Gebiete ein. Ein Grund weshalb wir über die Zeit vor der Urbanisierung wenig wissen und unsere Region nach archäologischen Befunden über einige Jahrhunderte sehr siedlungsarm gewesen ist.
Eine frühe Fischerei im Hüttertal ist nachgewiesen. Die Vermutung unseres einstigen Museumsleiters Rudolf Limpach, dass es Slawen waren, konnte nicht belegt werden. 1349 und 1350 wird im Lehnbuch Markgraf Friedrich des Älteren der Distriktus Radeberg erwähnt. „… das Patronatsrecht der Pfarrkirche, das verschwundene Aldenradeberg, der Häselsberg, die Fischerei in den Flössen und Teichen, … “.
Vielleicht bringt die Heimatforschung bis zum 800 jährigen Jubiläum der Stadt Radeberg 2019 noch etwas zu Tage.
Herbert Müller
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