ÜBERSICHT

 

-   " Hüttermühle "

-   " Felixturm "

-   " Knochenstampe "

-   " Tote Frau "

-   Kuriose Geschichten zum Hüttertal

     -  " Volkspark und Friedhof "

     -  " Panzerübungsschießplatz "

     -  " Stadtbad "

-   " Köhlerei "

-   " Zum Gedenken an J. G. Arnhold "

-   " Langbeinscher Garten "

-   " Archäologie "

 

 

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Hüttermühle

 

Sie liegt im Hüttertal und ist von der Quelle bei Rödern die 13. Mühle am Lauf der Großen Röder und an dieser Stelle die erste Mühle von Radeberg (Schloßstraße 21). Die Zufahrt zur Mühle ist ein alter Hohlweg.

Im Mühlenbuch von Prof. A. Meiche 1927 wird auf einen interessanten Fakt aufmerksam gemacht und eine sehr spezifische These vertreten: Das Rödertal weitet sich besonders an der Stelle, wo heute die Hüttermühle steht und alte Hohlwege zusammenführen; „... so war dieser Teil des Talzuges ganz besonders geeignet zur Anlage einer Mühle. Deshalb ist es verwunderlich, dass zu Oeders Zeiten hier keine vorhanden war. Vielleicht hat an dieser Stelle die einstige Mühle der Stadt Altradeberg gestanden, ...“. Bisherige archäologische Untersuchungen konnten den Standort des besagten Altradeberg (auch Aldenradeberg oder Altrabig) noch nicht lokalisieren. Der Ort soll 1350 schon nicht mehr existent gewesen sein. Früher trugen aber die Parzellen und Felder die sich zur Hüttermühle herunterziehen den Namen „Altradeberger Stücke“.

Chronist Dr. Heinrich von Martius führt diese Mühle als „die Hüters- oder Arnholdsmühle, mit 2Mahlgängen, einer Brettmühle und einer Lohstampfe ...“ auf.

Die Hüttermühle wurde um 1590 an der Stelle eines alten Schleifwerkes des Amtes errichtet;

Bekannte Besitzer der Mühle, die erst ab 1780 ihren geläufigen Namen "Hüttermühle" erhielt, waren 1662 Christian Zschiedrich, 1694 Ernst Friedrich von Döhlau, 1711 Johann Naumann, 1721 Samuel Giebe, 1725 Freifrau Margarete Dorothea von Gaultier, 1734 Carl Christian Hempel, 1750 Gottfried Arnhold, danach sein Sohn Johann Gottfried Arnhold, 1827 Carl Gottfried Mißbach. Da Mühlen häufig nach dem jeweiligen Besitzer genannt wurden erscheint die Hüttermühle auch als Naumann-, Arnhold- und Mißbachmühle.

Christian Zschiedrich kauft den „wüsten Walkmühlenplatz“ um eine Brettmühle zu erbauen. 1828 verfügte die Mühle dann über zwei Mahlgänge, ein Sägegatter und eine Lohstampfe. 1838 bestand das Anwesen aus Wohnhaus mit angebauter Schneidemühle, Auszugshaus mit Pferdestall und der Wagenremise, Scheune mit Wagen und Holzschuppen, Stall- und Wirtschaftsgebäude mit angebautem Kuhstall.

Mit der Einstellung des Mühlenbetriebes 1870 in der Hüttermühle entwickelte sich auch hier in Verbindung mit der Nutzung des Mühlenteiches als Gondelteich und im Winter als Eisbahn eine sehr beliebte Ausflugsgaststätte. 

Letzte umfangreiche Sanierungsarbeiten (80% des Gebäudes, neue Wasserleitung, Heizung, Verfüllung des Mühlgrabens, Stabilisierung des Teiches) an der nunmehrigen Konsumgaststätte Hüttermühle und des gesamten Umfeldes erfolgten 1973. Attraktiv wurden die Zimmer mit Stadtansichten gestaltet durch das Künstlerkollektiv Taut / Schwenke aus Radebeul. Auch die heute sehr sanierungsbedürftige  Giebelfassade erhielt eine Bemalung mit Astwerk, Blättern, Ranken und Vögeln. Es wurde ebenfalls damals die Strukturwand aus Mühlsteinen als Abschluss der Terrasse errichtet.

Von der ursprünglichen Mühlentechnik ist seit Jahrzehnten nichts mehr vorhanden.

Die zwei  viereckigen Torsäulen mit kugelförmigen Aufsätzen zum Grundstück entstammen wohl dem Zeitgeist, den man in der Gartengestaltung im Langbeinschen Garten wiederfindet.

 

 

 

 

 

 

Günter Hiller, geb. am 08.08.1930 war in seinem Beruf als Gebrauchsgraphiker tätig. Er schuf 1970 im Auftrage der Konsumgenossenschaft Dresden für die Gaststätte Hüttermühle das über Jahrzehnte bekannte Logo 

-  eine treffende Kombination eines halben Rades in Anlehnung   an das Wappenrad von Radeberg und den zwei darüber stehenden,                                     gegeneinander gerichteten Vögeln zur Dokumentation des                                  Vogelschutzgebietes Hüttertal.

 

Nach Gründung des „Fördervereins Hüttertal Radeberg e.V.“ 2006                          war man sich schnell darüber einig, dass die bekannten Elemente                         dieses Logos auch im Logo des Vereins verwendet werden sollen.

 

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Felixturm

 

Auf dem 298 mNN hohen Schafberg ließ 1824 der Kleinwolmsdorfer Rittergutsbesitzer Freiherr Wilhelm von Gutschmidt für seinen Sohn Felix einen 17 m hohen Turm als Observatorium vom Radeberger Amtsmauerermeister Tüllmann erbauen.

Schon Anfang Mai 1839 wurde hier oben eine schlichte Bergwirtschaft eingerichtet. 1876 erwarb Baumeister Würdig, Besitzer des Vorwerkes Heinrichstal den Felixturm, die Schank-stätte sowie den Wald und das Land ringsum. Er ließ den baufälligen Turm wieder herstellen. Nachfolgende Besitzer waren Friedrich Damme, Messerschmied zu Radeberg, 1880 Friedrich Meißner, 1882 Agathe Zeis, 1887 Mechaniker Franz Schueller, 1891 Richard Angermann, 1897 Tischlermeister Bubenick.

Im August 1918 brannte der Turm durch einen Blitzschlag völlig aus. 1936 bewirtschaftete Helmut Oschmann die inzwischen sehr beliebte Berggaststätte. Sein Nachfolger war Erich Bär, welcher im Turm eine schlichte Volkssternwarte einrichtete und diese am 20. September 1953 der Öffentlichkeit übergab;   – ab 6.6.1964 Sternwarte Stolpener Straße.

Ein Pfad führt aus dem Hüttertal am Schafborn vorbei zum Felixturm.

Vom Schloß Klippenstein bis zum Felixturm wurde 1994 ein Planeten-

lehrpfad angelegt.

 

 

Diese Ansicht entspricht dem

Zustand etwa bis 1960.

 

 

Der Felixturm -

 

heute ein Schandfleck für das Landschaftsschutzgebiet

Hüttertal.

Der Felixturm - bestückt mit Antennen und Drähten,

umgeben von Containern und leider nicht mehr zugänglich

weil er  jetzt im Privatbesitz eines Amateurfunkers ist.

Bemerkung von Manfred Buttke

------------------------------------------                     Ein Artikel von Herbert Müller                    --------------------------------------------

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Knochenstampe

 

Sie liegt nur ca. 100 m unterhalb der Hüttermühle an der Engstelle des Tales bei der Felsklippe „Tote Frau“ und wurde 1860 vom damaligen Hüttermühlenbesitzer Mißbach (Inschrift) zusätzlich errichtet (Schloßstraße 20).

Die Mühle bekam ihr Wasser aus dem Mühlgraben der Hüttermühle. Sie diente dem zermahlen von Knochen für die Leim- und Düngerherstellung, weshalb sie den volkstümlichen Namen „Knochenstampe“ erhielt. Mühlentechnik ist nicht mehr vorhanden und mit dem Umbau der Hüttermühle um 1971/73 wurde auch der Mühlgraben der Knochenstampe verfüllt. Der Verlauf des Mühlgrabens ist noch durch eine Baumreihe zwischen Hüttermühle und Knochenstampe markiert. Das Wasserrad befand sich in einem hölzernen Anbau auf der Ostseite des Gebäudes (nach 1990 abgerissen).

Nachdem die Mühle viele Jahre verwahrloste dient sie nunmehr seit einigen Jahren als Wohnhaus.

Wie ein Riegel liegt das Gebäude quer in der Engstelle des Tales und mit dem verfüllte Mühlgraben ist das die Ursache für häufige Überschwemmungen des Grundstücks. Der Ausfluss des Mühlgrabens ist noch erkennbar. 

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„Tote Frau“  - eine Felsklippe mit Geschichte

 

Die Wetterunbilden des Jahres 1756 führten dazu, dass die Pulsnitzer Botenfrau Christiane Müller am 5. März diesen Jahres im nächtlichen Schneetreiben auf ihrem Weg nach Radeberg vom Weg abkam. Sie irrte über das Feld und stürzte auf Grund der schlechten Sicht von einer Felsklippe[C1]  hinunter ins Hüttertal. Der Überlieferung nach war sie sofort tot.

Seither trägt diese Felsklippe bei der Brücke zur Knochenstampe die volkstümliche Bezeichnung „Tote Frau“.

Dieses tragische Ereignis fasste der damalige Schlossmüller Senf in folgende Worte :

 

„Die finst´re Nacht

hat mich her bracht.

Ich kam in Noth,

und fiel zu todt.“

 

Früher befand sich eine Tafel direkt am Felsen. Vom Förderverein Hüttertal Radeberg e.V. wurde 2007 ein Wanderpflock mit Lehrtafel vor die Felsklippe gesetzt.

 

Auf dem Feld über dieser Felsklippe befand sich ein Fundpukt von Turmalin, Varität Schörl. Die schwarzen glänzenden Stengel waren beliebte Sammelobjekte der Mineralfreunde. Weil aber diese Stengel von Rissen durchzogen sind ist das Material nicht zur Schmuckver-arbeitung geeignet. Durch die neue Trassenführung der S 177 wurde dieser Fundpunkt überbaut.

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Kuriose Geschichten zum Hüttertal

Volkspark und Friedhof

Die „Lehde“-Flächen entlang des Hüttertales wurden auf der Grundlage einer Schenkung des Radeberger Bürgers B. Kreier und mit finanziellen Mitteln aus dessen Stiftung mit Bürgerinitiativen im Jahre 1910 zu einem Natur- und Volkspark gestaltet. Der Entwurf des Geometers Dietze aus Radeberg sah die Einbeziehung der Hang- und Talflächen beiderseits der Großen Röder vor (von der Hundestallbrücke über den Talweg oder den Hangweg zur Hüttermühle und über einen Ringweg durch den Langbeinschen Garten zurück).                                                                                  

Am 21.02.1929 wurde den Stadtverordneten in einer Vorlage des Bauamtes empfohlen, einen Urnenfriedhof im Hüttertal auf der Höhenlage zwischen Schlossmühle und der Felsklippe „Tote Frau“  einzurichten. Die Realisierung scheiterte an der Finanzsituation der Stadt.  (B. Rieprich im Heft 9 der AG Stadtgeschichte).

 

Panzerübungsschießplatz

Im Sächsischen Altlastenkataster (SALKA) wird unter 92200281 ein Panzerübungsschießplatz im Hüttertal erwähnt. Die Fläche ist als „Bodenbelastungsverdacht“ ausgewiesen und befindet sich nicht auf der Gemarkung von Radeberg, sondern ist der Nachbargemeinde Wallroda / Arnsdorf zuzuordnen.

Um 1894 Schießplatz für Kurzstreckenwaffen hinter der Hüttermühle; wegen Beschwerden über Knallerei und der Gefahr durch herumfliegende Kugeln wieder aufgegeben (Prof. Th. Arldt).

 

Stadtbad

Ein erstes Stadtbad für die Radeberger Bürger  wurde 1868 vor dem Mühlenwehr des Schloßmühlgrabens errichtet. Damals war das Hüttertal fast baumlos. Im Vordergrund sind die Umkleidekabinen zu sehen, im Hintergrund rechts die Felsklippe „Tote Frau“. Heute  überspannt diesen Bereich die Brücke der S177.

 

 

Foto etwa von 1905

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Die Köhlerei

 

Holzkohle war im Mittelalter ein begehrter Brennstoff.

Besonders Schmelzhütten, Gießereien und Schmiedewerkstätten benötigten große Mengen.

So gab es in unserem Gebiet eine Anzahl Meilerstätten, die für Eisenhämmer („Hüttenmühlen“) Kohle brannten. In einer Karte von 1759 ist eine Hammermühle eingezeichnet, die spätere Hüttermühle. Historiker Hans Werner Gebauer vermutet in dem alten „Schleifwerk“

(1445 nachgewiesen) an dem heutigen Standort der Hüttermühle, eine einstige Rüstungsschmiede. Aus den Einnahmen des Amtes Radeberg geht hervor, dass dieses Schleifwerk noch 1535 bestand und erst danach verfiel, denn 1590 behauptet man „da von alters her ein Schleifwerk gestanden“.

Einige Flurstücke zwischen Großer und Schwarzer Röder sowie nahe am Goldbach bei Großerkmannsdorf trugen früher Bezeichnungen, wie Kohlung, Kohlige, Kohlwiesen, Kohlungsfelder, Kohligtweg. Ganze Waldungen fielen dem Gewerbe zum Opfer.

Als zu Ende des Siebenjährigen Krieges die Holznot zu ernsten Sparmaßnahmen

zwang, befahl ein kurfürstliches Mandat den „Feuerarbeitern“, statt

Holzkohle Steinkohle zu verwenden.

 

Die Hänge zum Hüttertal waren abgeholzt und kahl. Sie konnten

nur zu Weidezwecken für Schafe und Kühe benutzt werden.

Erst 1768 begann der Schlossmüller Senf auf seinen Grundstücken wieder Bäume anzupflanzen.

 

 

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Zum Gedenken an Joh. Gottfried Arnhold

 Im Alter von 85 Jahren starb 1806 der Besitzer der Arnholdmühle (späterhin Hüttermühle) Joh. Gottfried Arnhold. Er war wegen seiner herausragend gemeinnützigen Gesinnung ein sehr geachteter Mann. So ließ er z.B. 1779 flussabwärts der Mittelmühle am Steilabhang des Freudenberges eine befahrbare Brücke bauen, dort wo zuvor nur ein Steg für Fußgänger vorhanden war. Die Straße verbreiterte er durch Wegsprengung von Felsteilen am Mühlberg. Weiterhin ist bekann, dass er 1800 die vom Staat gestifteten Gelder zu seinem goldenen Ehejubiläum zur Anlegung einer Allee von der Spittelbrücke am Meisterwehr der Herrenmühle bis zur Höhe des Galgenberges (heute Brauereiberg) spendete. Diese Allee wurde eine Zierde der Stadt.

Bereits zu Lebzeiten setzte ihm sein Gutsnachbar, Generalmajor v. Fröden, Besitzer des Gutes Friedrichstal, 1790 ein Denkmal gegenüber vom Hüttermühlenteich.

 

Der Bereich des Denkmals war mit einem Treppenaufgang und einem kleinen Berggarten gestaltet, vermutlich mit einer Bank zum Verweilen für Wanderer und zur stillen Andacht versehen. Dem Zeitgeist entsprechend eine übliche Art und Weise, wie wir diese auch vom Seifersdorfer Tal kennen. Das Denkmal selbst ist ein auf eine Sandsteinplatte gesetzter quadratischer Sandsteinblock, mit der Kantenlänge von 64 cm und einer Höhe von 63 cm.

Das Dach bildet ein überstehender Sandstein. In seinem Giebeldreieck befindet sich als Symbol des Müllergewerbes ein halbes Mühlenrad.

Auf der Vorderseite des Denksteines steht die Inschrift: „Dem Fleiße des guten Land-Wirtes und der Geschicklichkeit des Müllers Gottfried Arnhold zu seinem Andenken gewidmet von seinem Nachbarn H.L.B.v. Fröden, 1790“. Weitere sehr schlecht erkennbare Inschriften mit verblichener schwarzer Farbe und Symbolen der Feld-wirtschaft befinden sich auf der Rückseite. Die Inschriften auf dem Schriftspiegel zur Westseite enthalten Namen in Verbindung mit den Jahreszahlen 1828, 1860, 1867 und 1878.

Erhaltungsmaßnahmen durch den Gebirgs-verein für die Sächsische Schweiz / Ortsgruppe Radeberg.

Die Ostseite des Denksteins: „Erneuert 1882 von der Sect. Radeberg des Geb. Ver.“) und späterhin durch Heimatfreunde im Kulturbund der DDR.

 

Der Förderverein Hüttertal Radeberg e.V. unternahm 2009 umfangreiche Sanierungsarbeiten an dem Denkstein. Die fachmännische Steinmetzarbeit verein für die Sächsische Schweiz / Ortsgruppe Radeberg (hierzu Schriftspiegel auf der übernahm die Firma Max Irmisch, Grabmale & Bauelemente, Inh. R. Tietze.  Vom Verein wurde auch wieder eine Bank zum Verweilen daneben gesetzt.

Während im Mai 2010 durch den Tornado das Tal und das Umfeld des Denksteines verwüstet wurde blieb der Denkstein und die Bank unbeschadet.

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Langbein, August Friedrich Ernst

Sohn des Radeberger Justizamtmannes; Dichter; geb. 6. Sept. 1757 im Schloß Klippenstein, gest. am 2. Jan. 1835 in Berlin; studierte ab 1772 an der Meißner Fürstenschule und 1777 – 1779 an der Leipziger Universität.

(Gußeisentafel am Schloß Klippenstein)

Langbeinscher Garten

Am linken Ufer der Röder schräg gegenüber vom Schloß wurde nach dem siebenjährigen Krieg vom damaligen Justizamtmann Ludwig Langbein, dem Vater des Dichters, ein Garten mit Lusthäusern, Statuen und Springbrunnen errichtet.

Beim Anlegen des Gartens stieß man auf Mauerreste von Gebäuden und Kellern, welche ehemals zu den Wohnungen der kurfürstlichen Jäger und zu den Hundeställen gehörten. Zuvor gab es in diesem Bereich Schafställe für die 500 Schafe von Radeberg.

Gartenhaus, über der Mitte des Obergeschosses mit Pilastergiebel und einem Balkon davor.  Einziger erhaltener Landschaftsgarten und Gartenhaus dieser Art in der ganzen Region.

Der Landschaftsgarten wurde u.a. von der Familie

des Waffen- und Hufschmiedes C.E. Häntzsche („Drahtnagelfabrik“) weiter bewirtschaftet. Die Fassade des Gartenhauses zeigt ähnliche Elemente wie Schloßstraße 10, der ersten Fabrikanten-Villa von Radeberg.   

Durch Kriegswirren im I.K und nachfolgender Zeit verwahrloste der Garten. Um 1920 übernahm die Familie Kreher dieses Grundstück.   

 

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Archäologie

 

Mit archäologischem Fundmaterial konnte eine 2000 Jahre alte Bewirtschaftung der Region um das Hüttertal belegt werden. Zu den Funden gehören römische Handdrehmühlsteine, welche unweit vom Felixturm auf Wallrodaer Flur geborgen wurden.

Chronist Praßer vermerkt 1869, dass hier am Felixturm uralte Mauerreste gefunden wurden, wovon die Geschichtsschreibung nichts weiß. Eine diesbezügliche Zeiteinordnung ist durch fehlende weiterer Fundstücke spekulativ (- slawisch?).  

Ein anderer Fund vom Schlossberg gegenüber dem Eulenturm am Jagdschloss Klippenstein ist besonders beachtenswert. Der Schlossmüller Senf fand 1768 beim Ausheben von Pflanzlöchern für Bäume ein altes Grabgewölbe. Die Funde wurden 1828 von Preußker sehr genau beschrieben und gezeichnet. Preußker bezeichnete diese Begräbnisstätte sogar als „römisches Mausoleum“. Es handelt sich dabei um ein vorchristliches Grabgewölbe mit Nischen für mehrere Urnen, mit „vergangenen“ eisernen römischen Waffen, einigen erhaltenen Urnen mit Leichenbrand und Münzen der römischen Kaiserzeit (27 v.Chr. bis 361 n.Chr.). Bei den Urnen fanden besonders die ungewöhnlichen Zeichen Beachtung. Offenbar handelt es sich dabei nach neueren Erkenntnissen um koptische Zeichen für einen geheimen Grabritus. Preußker erwähnt außerdem, dass der Eingang zum Grabgewölbe aus Quader-sandsteinen zusammengesetzt war. Die Radeberg nahe liegenden Sandsteinbrüche befinden sich am Napoleonstein bei Weißig und im Wesenitztal bei Dürrröhrsdorf-Dittersbach   - 2 000 Jahre alt?  Nicht unbedeutend ist für eine mögliche Direktverbindung vom Hüttertal nach Dürrröhrsdorf-Dittersbach, dass im Karswald bei der Wüstung Reinhardtswalde ebenfalls Hinterlassenschaften aus der römischen Kaiserzeit geborgen wurden.                *1

Der Schlossberg war außerdem mit zwei Wällen von der Hochfläche abgetrennt. Die zeitliche Einordnung dieser Wälle konnte auf Grund fehlender Belegstücke nicht exakt erfolgen.

Ebenso fehlt jeder Hinweis auf den Ursprung des „uralten Bergkellers“ gegenüber der Schlossmühle unter diesem Grabgewölbe. Einen schriftlichen Beleg zu einem bergmännischen Stollen gibt es bisher nicht (Prof. Dr. Wolfgang Gotte).    

Auf den Feldern zwischen Hüttertal und der Schwarzen Röder ist die Bronzezeit mehrfach belegt.  Im Dreieck am Zusammenfluss der Großen Röder und der Schwarzen Röder befindet sich auf den Scherz`schen Feldern ein Begräbnisplatz, ein Urnengräberfeld der Bronzezeit.

Feuersteinartefakte wurden 1931 in der Kiesgrube am nahen Spitzberg neben der Kamenzer Straße geborgen.  Dr. Georg Bierbaum ordnete diese Artefakte der Altsteinzeit zu, also dem ältesten Hinweis für die Anwesenheit von Menschen auf Radeberger Flur.   – Deshalb ist beim geplanten Weiterbau der S 177 von Radeberg bis zur A4 bei Leppersdorf eine archä-ologische Voruntersuchung geboten. Weitere Zufallsfunde sind nicht auszuschließen.  

Feuersteinartefakte wurden 1931 in der Kiesgrube am nahen Spitzberg neben der Kamenzer Straße geborgen.  Dr. Georg Bierbaum ordnete diese Artefakte der Altsteinzeit zu, also dem ältesten Hinweis für die Anwesenheit von Menschen auf Radeberger Flur.   – Deshalb ist beim geplanten Weiterbau der S 177 von Radeberg bis zur A4 bei Leppersdorf eine archä-ologische Voruntersuchung geboten. Weitere Zufallsfunde sind nicht auszuschließen.  

 

Anmerkung

*1        Steinbrechertätigkeit während der slawischen Besiedlung glaubt man aus dem Ortsnamen Lohmen und Lohmengrund herleiten zu können „lomu“, d. Steinbruch. Ein bei Liebetal in die Wesenitz mündender kleiner Bach heißt Klemnitz was auf einen alt-slawischen Wortstamm „K lomu“ zurück geführt wird.Historiker legen die ältesten Sandsteinbrüche ins Wesenitztal. Mit Sicherheit sind die Steinbrüche an der Wesenitz bei Lohmen und Liebetal schon vor 1000 Jahren be-trieben worden. Die im Hüttertal angelegten Steinbrüche („Bauernbrüche“)  lieferten mit ihrem Bruchmaterial aus Grauwacken und Zweiglimmergranodiorit das Baumaterial für die Mühlen, Stadthäuser in Wallroda und Radeberg und sicherlich auch für die 1289 schon bestehende Burg, das spätere Schloss Klippenstein. Die ältesten Sandsteingewände in den Burgmauern wurden noch nie auf ihre Herkunft untersucht.

 

Münzen der römischen Kaiser:

Augustus 27 v.Chr. – 14 n.Chr.

Commodus 180 n.Chr. – 192 n.Chr.

Constantin 337 n.Chr. – 340 n.Chr.

Constantius 337 n.Chr. – 361 n. Chr.

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Früher Weinanbau und Fischerei in Radeberg

 

Es wird dem Bischof von Meißen zugeschrieben, dass er persönlich im Jahre 1006 einen Weinstock pflanzte. Von Meißen aus wurde auch die Christianisierung der rechtselbischen Gebiete bis in die Oberlausitz vorangetrieben.  Bischof Benno soll dazu zu Fuß über Land gewandert sein  (Bischofsweg, Mönchspfade, Bischofswerda, Göda 1006, Bautzen Ortenburg 1002).  Die alten stilisierten Wegezeichen z.B. in der Dresdner Heide stammen aus dieser noch schriftlosen Zeit.

Bereits zuvor hatte Kaiser Otto II. seiner Gemahlin, der byzantischen Prinzessin Theophanu einen Weinberg in den Lößnitzhängen geschenkt.

Es wird sogar vermutet, dass schon die slawischen Siedler im 10. Jhd. in den Lößnitzhängen Weinanbau betrieben. Archäologisch ist eine slawische Siedlung im Bereich Radebeul / Serkowitz seit dem 6. Jhd. nachgewiesen.  Die Slawen lebten vornehmlich vom Fischfang, weshalb sie hauptsächlich an Gewässern siedelten.

 

Im Jahre 1219 wird der Meißner Domherr Werner zur Verwaltung der Region nach Radeberg geschickt, wonach er in der Geschichtsschreibung als „Werner von Radeberg“ genannt wird.

Hat er auch von Meißen den Weinanbau in unsere Region mitgebracht?  Mit der Christianisierung verbunden war auch die Verwendung von Messwein. Diesen hat man wohl nicht mehr nur von Meißeauch die Verwendung von Messwein. n her transportiert sondern auch lokal produziert.

Die exponiert von der Südsonne beschienen Hänge im Hüttertal am rechten Ufer der Großen Röder zwischen dem Schlossberg, der Felsklippe Tote Frau und gegenüber der Hüttermühle zeigen einen terrassenartigen Aufbau. Ein früher Weinanbau ist deshalb nicht auszuschließen.

 

Konkret schriftlich lesen wir dann 1233 dass Thimo von Radeberg (erstes Wappen in der Radeberger Stadtgeschichte) und sein jüngerer Bruder Arnolf haben auf dem Landtag auf dem Colmberg bei Oschatz einen Weinberg,  „Rodewannesberch“ genannt, aufgelassen. Markgraf Heinrich überträgt diesen Weinberg dem Kloster zum Heiligen Kreuz bei Meißen.

Auch am Keulenberg (früher „montis Radebize“) Gräfenhain / Höckendorf / Oberlichtenau soll sich ein frühes Kloster befunden haben. Ein früher Weinanbau ist hier ebenfalls denkbar.  1593 trägt eine Karte den Vermerk „Feldt drofen“.  

 

Mit dem Weinanbau verbunden war üblicherweise auch der Anbau von Esskastanien  (Maronen). Man benutze diese seit der Römerzeit,  um nach Weingenuss den übersäuerten Magen zu neutralisieren. Man kannte damals die Kartoffeln noch nicht. Der Weinanbau wurde vermutlich von den neu errichteten Klöstern vorangetrieben.

 

Mit Werner von Radeberg setzt sehr zaghaft die geschichtliche Überlieferung ab 1219 über unsere Region und die slawischen Gebiete ein. Ein Grund weshalb wir über die Zeit vor der Urbanisierung  wenig wissen und unsere Region nach archäologischen Befunden über einige Jahrhunderte sehr siedlungsarm gewesen ist.

 

Eine frühe Fischerei im Hüttertal ist nachgewiesen. Die Vermutung unseres einstigen Museumsleiters Rudolf Limpach, dass es Slawen waren, konnte nicht belegt werden.    1349 und 1350 wird im Lehnbuch Markgraf Friedrich des Älteren der Distriktus Radeberg erwähnt.    „… das Patronatsrecht der Pfarrkirche, das verschwundene Aldenradeberg, der Häselsberg,  die Fischerei  in den Flössen und Teichen,  … “.

 

Vielleicht bringt die Heimatforschung bis zum 800 jährigen Jubiläum der Stadt Radeberg 2019 noch etwas zu Tage.

 

Autor: Herbert Müller

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Interessantes über die Historie und Kosmologie

finden Sie in der lesenswerten Broschüre

von unserem Ehrenmitglied Max Seurig.


Dem Thema Kosmologie und Hüttertal werden wir in nächster Zeit ein eigenes Thema widmen.

 

Bezug der Broschüre

- bitte hier klicken !


 


 

 

 

 Vielen Dank an Herbert Müller für die zahlreichen Artikel.

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